Die Geschichte von Gran Canaria

Die Ursprünge Gran Canarias liegen ungefähr 14 Millionen Jahre zurück, als sie sich aus den Tiefen des atlantischen Ozeans emporhob. Die Insel ist rein vulkanischen Ursprungs. Vulkanische Aktivitäten formten eine reizvolle und sehr unterschiedliche Landschaft. Charakteristisch sind die tiefeingeschnittenen Schluchten (Barrancos), die vom Gebirge im Inland bis zur Küste reichen und meist sehr fruchtbare Talsohlen bilden.

Archäologische Grabungen haben gezeigt, dass auf den Inseln mindestens 600 Jahre vor Christus schon menschliche Siedlungen vorhanden waren. Den Namen "Kanarische Inseln" bekam der Archipel von dem römischen Schriftsteller Plinius, der etwa 40 v. Chr. schrieb, die Inseln seien von großen Hunden bewacht gewesen (lat. Canis: Hund). Die einst bewaldeten Inseln waren aus dem Stoff, aus dem Schriftstellerträume sind. So setzte Homer die Kanaren mit ,,elysischen Gefilden" gleich, der Grieche Herodot meinte rund 200 Jahre später, in den Gebieten westlich der afrikanischen Küste die "Gärten der Hesperiden" gefunden zu haben.

Zu den Ureinwohnern Gran Canarias zählen die Guanchen. Vom ethnischen Standpunkt rechnet man sie zu den Berbern, ein Sammelbegriff, der für die Einwohner Nordafrikas galt. Obwohl der Name "Guanchen" für alle dieser Urinseibewohner galt, bestanden jedoch kaum Verbindungen zwischen der einerseits sehr hellhäutigen Gruppe, die sich hauptsächlich auf Teneriffa ansiedelte, und andererseits den dunkelhäutige Berberstämme, die sich auf Gran Canaria niederließen.

Während des 15. Jahrhunderts wurde Gran Canaria vom spanischen Königreich Kastilien erobert. Im Jahre 1482 gaben die letzten Ureinwohner den Widerstand auf und die Spanier erlangten die vollkommene Herrschaft über die Insel. Von dem Moment an kamen die ersten spanischen Siedler auf die Insel und mit ihnen wurde auch ein neues Sozial- und Wirtschaftssystem eingeführt. Die Eingliederung der kanarischen Urbewohner in dieses System bedeutete den Untergang der Guanchen-Kultur.

Neues Ziel der nun spanischen Kanarenbewohner war die Teilnahme an der großen Weltwirtschaft im Handel, der sich jetzt nicht nur mehr auf den Mittelmeerraum beschränken sollte sondern sich auch auf den Atlantik ausdehnte. Die strategisch günstige Lage Gran Canarias verwandelte sie in eine Zwischenstation für alle Schiffe, die sich auf dem Weg nach Amerika befanden. Es fand eine beachtliche Bevölkerungszunahme statt, da mit der Zeit immer mehr spanische, portugiesische und englische Siedler nach Gran Canaria gelangten.

Die neue Zeit brachte aber auch die Expansion der Landwirtschaft und der Fischerei mit sich. Außer Weizen und Gerste wurde vor allem Zuckerrohr angebaut. Die Zuckerrohrindustrie wuchs schnell und wurde zur einer der wichtigsten Einnahmequellen Gran Canarias. Zur Gewinnung des wertvollen Zuckers wurden viele Fabriken errichtet, die auf Spanisch "Ingeniös" genannt] wurden.

Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts, begann eine Wirtschaftskrise, unter der besonders die Zuckerindustrie litt, da der Zucker aus den neuen amerikanischen Kolonien preiswerter und von guter Qualität war. Zudem verschlimmerten die ständigen Überfälle englischer und holländischer Piraten die Krise. Die Suche nach wirtschaftlichen Lösungen förderte den Weinanbau, so dass im 17. Jahrhundert kanarische Weine nach Amerika und England exportiert wurden. Zu jener Zeit emigrierten zum erstenmal viele kanarische Familien nach Amerika. Die kanarische Geschichte wurde stark von diesen Emigrationen geprägt, die auch in den danach folgenden Jahrhunderten weiterhin stattfanden.

Die große Weinkrise im 18. Jahrhundert versetzte die Mehrheit der kanarischen Gesellschaft in eine wirtschaftlich schwierige Lage. Dies verursachte eine neue Emigrationswelle, diesmal von Arbeitern, die nach Mexiko, Venezuela und Kuba auswanderten, um eine Arbeit zu finden und der extrem schlechten Situation jener Zeit zu entkommen.

Im 19. Jahrhundert gelangten neue europäische Denkmodelle auf die kanarischen Inseln, die für gesellschaftliche Veränderungen sorgten. Reformen wurden nun offen diskutiert und es gründeten sich Organisationen zur Förderung des kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritts. Im Jahr 1852 wurden die Kanaren zur Freihandelszone erklärt, was für die Inseln eine gewisse Selbständigkeit bedeutete.

Trotzdem aber war zur Jahrhundertwende die wirtschaftliche Lage schlecht und man war gezwungen nach alternativen Anbauprodukten zu suchen: Bananen und Tomaten. Der Anbau dieser Früchte war ein großer Erfolg und brachte den Aufschwung des Handels. Der Hafen Gran Canarias erlebte ein großes Wachstum, und dank ihrer strategisch günstigen Lage verwandelten sich die Inseln in einen wichtigen Knotenpunkt für den internationalen Handel.

Der 1. Weltkrieg für ein Erlahmen des Handels und der kanarischen Wirtschaft, was sich auch nach dem Krieg nicht erholte, als die Hauptabnehmerländer ihre Bananen und Früchte billiger in Afrika und Mittelamerika einzukaufen begannen. Nach dem 1. Weltkrieg begann ein neuer Wirtschaftszweig zu florieren, der besonders ab 1945 wirtschaftliche Gewinne abwarf- der Tourismus. In dieser Zeit wurden wöchentliche Routen nach England und dem spanischen Festland aufgenommen und besonders zwischen 1923 und 1930 legten besonders viele Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Las Palmas an. 1939 wurde der Flughafen Gando eröffnet und regelmäßige Flugverbindungen zum Festland wurden aufgenommen.

Der touristische Boom begann in den sechziger Jahren, als unter anderem Deutsche und Skandinavier nach Gran Canaria kamen. Fanden Touristen bis dahin ihre Unterkünfte in Las Palmas und Santa Brigida, so begann nun die urbane Entwicklung des Südens. Playa del Ingles, der "Strand der Engländer", entwickelte sich in der Folgezeit vom Ausflugziel zum touristischen Zentrum der Insel.